Liebe Hinterbliebenen,
leider habe ich erst sehr spät von Dr. Joachim Schaupeters Heimgang erfahren und möchte ein paar Worte zum Menschen, der auch für MICH jahrzehntelange Präsenz in meinem Leben hatte, loswerden.
Ich war 3 Jahre alt, als meine im Dezember 2021 verstorbene Mutter in der kaufmännischen Abteilung des Krankenhauses St. Adolf-Stift ihre Tätigkeit aufnahm, die sie bis zu Ihrer Pensionierung als Beruf und Berufung ansah.
Ihr "Chef" war Dr. Joachim Schaupeter. Als Knirps hatte ich es im Betriebskindergarten des Krankenhauses gut, in der Obhut von Schwester Renata.
Ein bisschen bin ich auch in der kaufmännischen Abteilung mit aufgewachsen, es herrschte eine warmherzige und menschlich interessierte Atmosphäre - bei aller Professionalität, die nötig war, um den Krankenhausablauf kaufmännisch korrekt zu organisieren.
Schwester Gerharda, Schwester Martina, Herr Schaupeter - alle waren herzlich mit mir, interessierten sich später für mein schulisches Vorankommen und gestalteten meiner Mutter ein Arbeitsumfeld, das es so heute sicherlich nicht mehr zu finden gibt.
Sie hat ihre Position, ihren "Job" geliebt. Es gab immer viel zu tun, aber es wurde ihr auch ständig Wertschätzung entgegengebracht. Eine Fähigkeit, die heute vielen Menschen abhanden gekommen ist. Als Jugendlicher half ich ein paar Male auf dem Krankenhaus-eigenen Tennisplatz aus, wenn Joachim spontan der Gegner abgesagt hatte. Jedes mal ein hartes, engagiertes Match, in dem wir uns beide nichts schenkten - und ich meistens eine Lektion bekam.
Oft spielte er auch mit meinem Vater, die beiden duzten sich schnell.
Zeitsprung. Meine Mutter arbeitete längst mit Lothar Obst, aber der Kontakt zum ehemaligen kaufmännischen Direktor brach NIE ab. Glückwünsche zum Geburtstag, ein kurzer Austausch, "auf dem Laufenden bleiben" - das alles war ihm über die Jahre und Jahrzehnte immer wichtig.
Auch als meine Mutter im Ruhestand war, blieb das Interesse da. Als es ihr nicht mehr gut ging und sie viel im Krankenhaus war, erkundigte er sich bei MIR über ihren Zustand. Die allergrößte Ehre wurde mir zuteil, als er mir das DU anbot - ich hatte immer und habe bis heute so unglaublich viel Respekt vor diesem Menschen, der Zeit seines Berufslebens einer der wenigen echten "Leader" war, der Menschlichkeit mit absoluter Professionalität kombinierte, wie es nur wenigen Privilegierten gelingt und der eine Präsenz hatte, die so angenehm und inspirierend war, dass jede Begegnung etwas Gutes hatte. Ein ganz toller Typ mit Charisma, Empathie und einem Gespür für die Welt.
So habe ich in wahrgenommen. So behalte ich ihn in Erinnerung.
In Gedenken und mit liebsten Grüßen an die ganze Familie,
Roland Potthoff